Heute vor 114 Jahren – Pforzheim wird Deutscher Vizemeister
Auf den Tag vor 114 Jahren erreichte der Vorgängerverein des 1. CfR, der 1. FC Pforzheim, den größten Erfolg der inzwischen 124jährigen Vereinsgeschichte. Am Pfingssonntag, 27. Mai 1906 traf der FCP auf den Meister des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine, den VfB Leipzig.
In der damaligen Zeit gab es noch keine deutschlandweite Liga. Meisterschaften wurden nur innerhalb der Verbände ausgetragen. Die jeweiligen Meister traten dann im KO-System gegeneinander an.
Im Viertelfinale traf der FCP als Bester des Verbandes Süddeutscher Fußball-Vereine auf den Meister des Rheinisch-Westfälischen Spielverbandes, den Cölner FC 1899. Das Spiel fand statt in Mannheim, auf dem Platz an den Brauereien. Köln, in deren Reihen der spätere DFB-Präsident Dr. Peco Bauwens antrat, ging in der ersten Halbzeit mit 2:0 in Führung. Pforzheim konnte jedoch kurz vor dem Wechsel durch Gustav Stöhr auf 2:1 verkürzen. Derselbe Spieler glich kurz nach der Pause zum 2:2 aus. Dies war auch der Stand nach 90 Minuten – Verlängerung. Hermann Schweickert erzielte in der 100. Minute das 3:2, ehe wiederum Stöhr kurz vor dem Ende den 4:2 Endstand herstellte. Leipzig besiegte den Berliner FC Norden-Nordwest. Die weiteren Sieger hießen Berliner TuFC Union 92 (gegen FC Victoria Hamburg) und Berliner FC Hertha 92 (gegen SC Schlesien Breslau)
Im Halbfinale wartete dann in Braunschweig der Berliner TuFC Union 92. Nach torloser erster Halbzeit besiegte Pforzheim den Titelverteidiger dann aber doch klar mit 4:0.
Das Finale schließlich fand dann am Pfingstsonntag, 27. Mai 1906 in Nürnberg auf dem Platz an der Ziegelgasse statt. Leipzig hatte in den letzten 4 Jahren bereits dreimal das Finale erreicht und galt als klarer Favorit. Während die VfB-Kicker bereits am Vortag anreisten und ausgeruht in die Partie gehen konnten, waren die Spieler von der Enz klar im Nachteil. Da alle nebem dem Fußball einem Beruf nachgingen, mussten sie am Samstag vor dem Finale noch ganz normal zur Arbeit gehen. Deshalb konnte man erst in der Nacht von Samstag auf Sonntag nach Nürnberg reisen. Zu damaliger Zeit ohne Autobahnen eine weite Reise.
Leipzig ging erwartungsgemäß nach 15 Minuten mit 1:0 in Führung. Doch der FCP gab nicht auf und kämpfte. So konnte Gustav Stöhr nur 10 Minuten später ausgleichen. Leipzig rannte an und erspielte sich zahlreiche Chancen. Unter anderem wurden gleich zwei Elfmeter vergeben. Heinrich Riso schließlich war es dann, der 5 Minuten vor dem Ende dann doch den 2:1 Endstand erzielte. Der 1. FC Pforzheim konnte dennoch hoch erhobenen Hauptes das Feld verlassen, hatte man sich doch wacker geschlagen. Es ist bis heute der größte Erfolg in der Geschichte des Pforzheimer Fußballs.
Für den 1. FC Pforzheim waren damals am Ball:
Emil Faas, Hermann Steudle, Wilhelm Hiller, Karl Jäger, Arthur Hiller (Capitän), Hermann Hofer, Hermann Schweickert, Julius Fink, Gustav Maier, Gustav Stöhr, Emil Rühl.
Am 18. August hätte eigentlich die große Revanche für das verlorene Endspiel stattfinden sollen. Der 1. FC Lokomotive Leipzig wollte im Rahmen der offiziellen Stadioneröffnung antreten im Brötzinger Tal gegen den 1. CfR Pforzheim. Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen musste das Spiel abgesagt werden. Ein neuer Termin steht noch nicht fest, beide Vereine sind sich aber einig, dass die Partie auf jeden Fall stattfinden soll.
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